Hilfe für verletzten Uhu

Im Oktober 2020 kam ein Uhu in die Obhut der FOGE, nachdem er zuvor im Kraichgau verletzt aufgefunden worden war. Die professionell durchgeführte Untersuchung des Uhus ergab einen glatten Bruch am linken Flügel. Schon seit Jahren ist die Tierarztpraxis Fuchsloch aus Vaihingen / Enz der FOGE eng verbunden und konnte schon mehrfach in tiermedizinischen Notfällen helfen. Durch die Einführung eines stiftförmigen Implantats in den (wie bei allen flugfähigen Vögeln hohlen) Röhrenknochen wurde der Bruch stabilisiert, so dass er zusammenwachsen konnte. Hätte es sich um einen Splitterbruch gehandelt, wäre ein derartiges Verfahren nicht anwendbar gewesen – und der Vogel hätte sicherlich eingeschläfert werden müssen. In diesem Fall verliefen sowohl die Behandlung des Bruches als auch der Heilungsprozess unkompliziert. Erschwerend kam allerdings eine von Maden befallene Wunde am rechten Fuß hinzu, welche mehrfach gereinigt, desinfiziert und verbunden werden musste. Nach einer letzten Untersuchung Anfang Februar 2021 wurde nach Abheilung aller Blessuren entschieden, dass der vermutlich weibliche Uhu in die Freiheit entlassen werden könne. Da der Uhubestand in Baden-Württemberg in den letzten Jahren stark zugenommen hat und die meisten optimalen Reviere bereits belegt sind, ist es nicht einfach, geeignete Habitate zur Auswilderung zu identifizieren. Eine Freilassung am ursprünglichen Fundort ist dabei nicht zwangsläufig sinnvoll, da es sich bei verletzt aufgefundenen Uhus in vielen Fällen um umherstreifende Vögel im ersten oder zweiten Kalenderjahr handelt, die auf der Suche nach neuen Revieren sind – in der Regel in einem Umkreis von bis zu 50 km vom elterlichen Revier. In diesem speziellen Fall war die Auswilderung einfach: Ein freilebendes, offenbar unverpaartes Uhu-Männchen hatte seine Artgenossin in der Voliere entdeckt und seiner Auserwählten unter lauten Balzrufen nächtliche Besuche auf dem Volierendach abgestattet. Es war daher ausreichend, die Voliere abends zu öffnen, so dass die Uhu-Dame ihrem balzenden Artgenossen nach einigen Tagen „Bedenkzeit“ schließlich in das Leben in Freiheit folgte. Auf dem Dach wurde übergangsweise Futter ausgelegt, um die Umstellung auf ein Leben in freier Natur zu vereinfachen. Es bleibt spannend, ob sich das neue Paar dauerhaft in der näheren Umgebung ansiedeln wird.