Lebensraum Streuobstwiese

StreuobstwieseUnsere heimischen Eulenarten haben sich auf ganz unterschiedliche Lebensraumtypen angepasst, darunter gerade auch Kulturlandschaften. Da sich die Arbeit der FOGE schwerpunktmäßig auf den Steinkauz konzentriert, gilt unser Augenmerk seinem in unserer Region favorisierten Brut- und Nahrungshabitat – der Streuobstwiese.

Der Steinkauz ist vermutlich erst vor rund 1.000 Jahren aus dem mediterranen Raum nach Mitteleuropa eingewandert. Damals wurden erstmals großflächig Wälder gerodet, so dass vom Menschen genutzte Halboffen- und Offenlandschaften geschaffen wurden. Ein Landschaftstyp, der Steinkäuzen besonders zusagte, sind die Streuobstwiesen. Bei dieser im Mittelalter entstandenen Wirtschaftsform konnten landwirtschaftliche Flächen gleich doppelt genutzt werden: Hochstämmige Obstbäume sorgten für eine reiche Ernte Apfel- und Birnenernte – am Boden konnte Ackerbau betrieben oder Vieh geweidet werden. Für Steinkäuze eine perfekte Kombination, da gerade alte, hochstämmige Apfelbäume zur Höhlenbildung neigen und damit ideale Brutmöglichkeiten gewährleisten. Gleichzeitig ermöglichen die vom Vieh kurzgehaltenen Weiden dem gerne am Boden jagenden Steinkauz eine effiziente Nahrungssuche in Nähe seiner Brutplätze und Tagesverstecke.

Steinkauz in Apfelbaum

Im 19. Jahrhundert wurde der Obstanbau bei uns immer mehr intensiviert und auf kurzstämmige und damit einfach zu bewirtschaftende Bäume umgestellt. In den Nachkriegsjahren wurden sogar Rodungsprämien für das Fällen von Hochstammbäumen gezahlt. Gleichzeitig forderte der Flächenverbrauch durch Neubau- und Industriegebiete an Ortsrändern seinen Tribut. Der Anteil der Streuobstwiesen als einem in vielen Regionen Baden-Württembergs (gleiches betrifft auch andere Teile Deutschlands und Mitteleuropas) prägenden Landschaftstyp nahm daher rapide ab – auf Kosten der typischen Fauna und Flora.

Zu den Vogelarten, die neben dem Steinkauz charakteristisch für Streuobstwiesen sind, gehören u.a. Star, Grünspecht (siehe Foto weiter unten) Gartenrotschwanz, Wendehals oder Halsbandschnäpper. Hinzu kommen Säugetierarten wie Siebenschläfer und Fledermäuse sowie unzählige Arten von Gliederfüßern.

Was kann man tun, um die Artenvielfalt von Streuobstwiesen zu erhalten?

Grünspecht

  • Am meisten können Eigentümer und Pächter von Streuobstwiesen bewirken: Wichtig ist eine Pflege der Obstwiesen, allerdings auf möglichst extensive und behutsame Art und Weise. Für ein funktionierendes Ökosystem ist es von Vorteil, wenn Bäume aller Altersstufen vorhanden sind: Sowohl kräftige, alte Bäume als auch abgängige „Baumruinen“ und natürlich junge Bäume, damit die Streuobstwiese Zukunft hat.
  • Das Anpflanzen hochstämmiger Obstbaumarten ist sinnvoll, da sich gerade in ihnen einfacher Naturhöhlen bilden als bei niedrigstämmigen Sorten.
  • Eine extensive Beweidung oder regelmäßige Mahd hilft dem Steinkauz, seine Beutetiere am Boden zu jagen. Generell ist ein Mosaik aus gemähten und nicht gemähten Flächen die Grundlage für eine möglichst hohe Artenvielfalt.
  • Noch junge oder niedrigstämmige Obstwiesen, in denen kaum Naturhöhlen vorhanden sind, können durch das Anbringen von Nisthilfen für viele Vogelarten aufgewertet werden. Nicht nur der Steinkauz profitiert von diesen Maßnahmen, sondern auch zahlreiche Singvögel, für die es unterschiedliche Arten von Nistkästen gibt. Sollten Sie erwägen, Niströhren für Steinkäuze auf Ihrem Grundstück anzubringen, würden wir uns freuen, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen.
  • Auch wer keine eigene Streuobstwiese besitzt, kann einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für ihren Schutz leisten: Verschiedene Kooperativen vertreiben Fruchtsäfte und Mostgetränke, die ausschließlich auf Streuobstwiesen produziertes Obst enthalten. Diese kosten zwar ein wenig mehr als konventionelle Fruchtsäfte (man spricht von „Aufpreisvermarktung“) – aber dafür geben die dadurch erzielten Einnahmen den Eigentümern von Streuobstbeständen neben dem ideellen auch einen finanziellen Anreiz, diesen einzigartigen Lebensraumtyp zu erhalten.

Weitere Informationen zum Thema „Streuobstwiesen“ in unserer Region bietet das Streuobstportal Baden-Württemberg. Hier finden Sie auch eine Auflistung von Anbietern, die Apfelsaft auf Grundlage von Streuobst produzieren.